Smart Home ohne Internet

Die meisten Smart-Home-Systeme setzen auf eine Verbindung mit der Cloud, um Daten zu speichern und Funktionen zu ermöglichen. Doch was bedeutet es, wenn deine Daten in der Cloud gespeichert werden? Und ist es überhaupt möglich, ein Smart Home ohne Internet zu betreiben? In diesem Artikel beleuchten wir die Vor- und Nachteile eines Smart Homes ohne Cloud und zeigen dir mögliche Alternativen.

Die Rolle der Cloud im Smart Home

Bevor wir auf Alternativen zu cloud-basierten Smart Homes eingehen, wollen wir verstehen, warum Clouds überhaupt genutzt werden. Der Begriff Cloud, kurz für Cloud-Computing, bezeichnet das Modell der gemeinsamen Nutzung von Ressourcen auf Abruf. 

Im Kontext von Smart Homes bezieht sich Cloud-Computing auf die Nutzung von Internet-basierten Diensten zur Steuerung, Automatisierung und Optimierung deines Zuhauses. Das heißt Einstellungen, wie Automatisierungen, werden in der Cloud gespeichert und ausgeführt. Ohne die Cloud wären viele smarte Funktionen nur umständlich oder gar nicht nutzbar. Wenn du zum Beispiel deinen Smart Speaker fragst „Wie wird das Wetter heute?“ muss auf Daten auf dem Internet zugriffen werden, um dir anschließend eine Antwort zu geben. 

Die Vor- und Nachteile eines cloudbasierten Smart Homes

Die Nutzung der Cloud klingt erst mal nach einer gute Idee. Allerdings bietet sie nicht nur Vorteile, gerade im Hinblick auf Datenschutz und Verfügbarkeit. Im Folgenden haben wir dir die wichtigsten Vor- und Nachteile zusammengefasst:

Verfügbarkeit

Die Verfügbarkeit ist ein wichtiger Punkt: Wenn das Internet ausfällt, können viele Geräte in einem cloudbasiertem Smart Home nicht mehr gesteuert werden. Auch Routinen, die zum Beispiel über smarte Lautsprecher eingerichtet wurden, sind von einer funktionierenden Internetverbindung abhängig. Gerade für Geräte, wie ein smartes Schloss oder auch die Lichtsteuerung, ein Szenario, dass auf keinen Fall eintreten sollte.

Bei einem lokalen Smart Home ist das nicht der Fall. Die Verfügbarkeit der smarten Geräte ist unabhängig vom Internet, sodass sie auch beim Ausfall des Internets gesteuert werden können und Automatisierungen weiterhin funktionieren. Du kannst weiterhin dein Licht an- und ausschalten und sicher sein, dass das Schloss in deiner Haustür funktioniert.

Gerade bei sicherheitsrelevanten Funktionen, ist es also sinnvoll, diese lokal zu steuern. Zwar ist es nicht die Regel, aber es ist bereits vorgekommen, dass Amazon einen Kunden aus seinem Smart Home ausgeloggt hat. Mehr über den Fall von Brandon Jackson findest du im Artikel von Future Zone „Amazon Echo: Nutzer verliert Zugriff wegen falscher Anschuldigung“. 

Datenschutz

Ein weiterer Punkt ist der Datenschutz: Bei einem cloudbasierten Smart Home werden alle Daten auf dem Server des jeweiligen Anbieters gespeichert. Das bedeutet, dass auch sensible Daten dein Haus verlassen und bei einem externen Anbieter gespeichert werden. In Bezug auf den Datenschutz bietet ein Smart Home ohne Internet somit einen erheblichen Vorteil: Alle Daten werden nur lokal auf den Geräten gespeichert und nicht an einen externen Anbieter übertragen.

Schnelligkeit

Die Schnelligkeit der Internetverbindung kann ebenfalls ein Problem darstellen. Es kann vorkommen, dass es bei einer langsamen Internetverbindung zu Verzögerungen kommt. Gerade bei Geräten, wie einem Lichtschalter, will man nicht erst warten müssen, bis er reagiert. Bei einer lokalen Steuerung gibt es hingegen keine Verzögerungen bei der Steuerung. So reagieren dein Lichtschalter sofort, ohne jegliche Verzögerung.

Eine lokale Steuerung bedeutet weniger Komfort

Solltest du über ein Smart Home ohne Internet nachdenken, solltest du dir zunächst überlegen, wie strikt du dieses Thema betrachten möchtest. Möchtest du auf ein komplett isoliertes System setzen oder ist eher eine Kompromiss-Lösung das Richtige für dich? 

Bei einem isolierten Smart Home nutzt du keinerlei Dienste in der Cloud bzw. im Internet. Alle Daten sowie die Steuerung bleiben innerhalb des Hauses und werden lokal auf dem Smart Home Hub gespeichert und verarbeitet. Das wäre natürlich der Idealfall. In der Realität ist es allerdings nur schwierig und mit Komforteinschränkungen umsetzbar. Denn nicht alle Funktionen können von einem lokalen Smart Home ausgeführt werden. 

Allerdings muss es nicht unbedingt eine Entweder-oder-Entscheidung sein. Eine Alternative wäre es, dass die Kernelemente deines Smart Homes bei dir Zuhause liegen, zum Beispiel auf einem Raspberry Pi mit Open Source Lösung. Dadurch stellst du sicher, dass wichtige Funktionen, wie deine Lichtsteuerung, auch lokal ohne Internet funktionieren.

Ergänzend dazu, kannst du bei Bedarf auf Cloudlösungen zurückgreifen, zum Beispiel, wenn du deinen Sprachassistenten nach dem aktuellen Wetterbericht fragen willst. Die Menge und Art der Informationen, die in der Cloud verarbeitet werden, kann durch begrenzt und besser von dir kontrolliert werden.

Anbieter, die lokale Smart Homes unterstützen

Viele Smart Home Anbieter haben erkannt, die sich viele Nutzer ein Smart Home ohne Cloud wünschen. Anbieter, die zumindest teilweise Funktionen ohne Cloud anbieten, sind unter anderem:

  • Bosch Smart Home: Das Bosch Smart Home System funktioniert auch ohne Internetverbindung. Bestehende Automatisierungen und Zeitsteuerungen funktionieren wie gewohnt. Du kannst sogar neue Automatisierungsregeln ohne Internetverbindung einstellen.
  • Homematic: Homematic IP kann auch ohne Internetverbindung genutzt werden, allerdings sind die Funktionen ohne Internet und ohne Verbindung zur Homematic IP Cloud eingeschränkt. Für das Hinzufügen von Geräten oder Änderungen ist ebenfalls eine Internetverbindung erforderlich.
  • Apple HomeKit: Apple HomeKit kann eingeschränkt ohne Internet genutzt werden. Für die erste Installation und die Synchronisierung neuer Shortcuts ist eine Online-Verbindung erforderlich. Allerdings funktioniert die HomeKit-Synchronisierung mit anderen Apple Geräten ohne Internet nicht.

Ein weiteren spannenden Ansatz verfolgt Matter: Matter-kompatible Geräte sollen in einem lokalen Netz direkt miteinander verschlüsselt kommunizieren können, ohne dass dafür die Cloud nötig ist. Allerdings ist derMatter-Standard aktuell noch nicht weit verbreitet und daher eher ein Thema, dass in Zukunft relevant werden könnte. Weitere Informationen findest du im t3n-Artikel „Matter: Das musst du über den neuen Smarthome-Standard wissen“.

Ist ein Smart Home ohne Internet sinnvoll?

Ein Smart Home ohne Internet ist realisierbar. Allerdings ist es nicht immer die sinnvollste Lösung. Daher sollte eine sorgfältige Überlegung stattfinden, bei der für jede Funktion oder jedes Gerät individuell entschieden wird, ob eine Abhängigkeit von der Cloud akzeptabel ist oder nicht. 

Sicherheitsrelevante Systeme sollten jederzeit ohne eine Internet- oder Cloudverbindung funktionieren. Welche weiteren Funktionen dir wichtig sind, ist eher eine individuelle Entscheidung.